Dienstag, 6. Dezember 2011

Ein Brief an Helmut Schmidt - Teil 3

Teil3:
Ich habe nach dem Gespräch mit einem meiner Chefs (eine Stufe unter den großen Bossen) gesprochen ob ich das so zu verstehen hätte, er hat nur mit den Schultern gezuckt und gemeint das er da nicht mehr dazu sagen könne. Übrigens ist auch er einer von denen die dann irgendwann ihren Frieden damit gemacht haben. „Sollen sie machen was sie wollen, ich hab kein Lust mehr, mir ist alles Recht“ mit den Worten hat er sich letztes Jahr in seinen Sommerurlaub verabschiedet – und diese Geisteshaltung auch bis heute beibehalten.
Ich konnte und wollte das damals weder glauben noch hinnehmen, das konnte doch nicht wahr sein, so was gibt’s doch nur in Büchern, im Fernsehen oder in der ganz großen Politik. Ich hatte alle möglichen Ideen: Beschwerde schreiben, Personalrat, kündigen, Gewerkschaft, ein Schreiben an das zuständige Referat im Ministerium um denen mal sagen wie hier Vorgegangen wird – Gott sei Dank hab ich nichts davon gemacht, denn Rückblickend glaube ich nicht das es irgendetwas gebracht hätte. Ich komme deshalb zu dieser Überzeugung weil meine Chefs für ihre Arbeit bei besagtem Projekt, das mehr als ein Jahr länger gedauert hat als veranschlagt, fast 2/3 mehr gekostet hat als geplant und immer noch nicht richtig läuft, auch noch von höchster Stelle offiziell belobigt wurde.
Ich hatte damals immer noch die Motivation und die Überzeugung „denen zeig ich´s, wenn´s anfängt schief zu gehen werden die schon wieder zu mir kommen“. Zwar ging im ganzen Projekt immer mehr schief, aber niemand kam um zu sagen „du hattest recht und wir unrecht, kannst du uns bitte helfen“, rückblickend war das wohl auch sehr naiv das zu glauben.
Jeder wusch seine Hände in Unschuld und war damit beschäftigt die Schuld anderen zu zuschieben bzw. dazulegen warum er auf keinen Fall was damit zu tun haben könne. Ende des letzten Jahres wurde dann für einen weitere 6 stelligen Betrag eine andere Firma beauftragt die Probleme zu lösen und das Projekt zum Laufen zu bringen. Da sind wir aktuell immer noch dran.
Für mich waren das alles sehr neue und sehr unangenehme Erfahrungen, nicht zuletzt deswegen weil viele der Fehler vermeidbar gewesen wären und einiges an Zeit und vor allem Geld hätte eingespart werden können. Ich will die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben dass es nicht immer und überall so abläuft, vielleicht erlebe ich ja auch einmal ein besseres Beispiel in meinem weiteren Berufsleben, das ja mindestsens noch etwas 30 Jahre dauern wird.
Mit großem Respekt und freundlichen Grüßen….

Helmut Schmidt hat auf den Brief angeblich auch geantwortet. Es war eine mit Maschine geschriebene Antwort, die mit Kugelschreiber von Hand unterzeichnet wurde. Ob Herr Schmidt sie wirklich selbst geschrieben hat ist natürlich offen. Sie war wohl auch recht allgemein gehalten „verzagen Sie nicht….alles Gute….Gruß….“ aber immerhin. Ich glaube der viel wichtiger Aspekt bei der ganzen Aktion, der auch gerne mal untergeht, ist folgender: Läster und Schimpfen reinigt die Seele…. ;-)

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