Was bedeutet Ownership eigentlich? Eine sehr schöne Definition findet man auf der Webpräsenz des BMZ:
Der englische Begriff Ownership bedeutet wörtlich übersetzt "Eigentümerschaft". Er wird in der entwicklungspolitischen Diskussion verwendet, um die Identifikation der Menschen mit einem sie betreffenden Vorhaben zu umschreiben. Ownership ist auch die Eigenverantwortung, die Zielgruppen und Partnerorganisationen bei der Entwicklungszusammenarbeit übernehmen. Sie gilt als wichtige Vorbedingung für die Effizienz, die Nachhaltigkeit und den Erfolg von Maßnahmen.
Eigentümerschaft übernehmen heißt, alle Risiken und Chancen verantwortlich zu übernehmen. Das bedeutet auch, dass man vor der Übernahme derselben sich alle Chancen und Risiken noch einmal bewusst machen sollte.
Ein schlecht geplantes oder gar notleidendes Projekt möchte sicherlich niemand gerne übernehmen.
Leider beobachtet man immer häufiger auch bei vielen eigentlich sehr aussichtsreichen Projekten in Unternehmen mit einer eher problemorientierten Unternehmenskultur, dass insbesondere die Führungskräfte große Probleme haben, die Eigentümerschaft für ein Projekt zu übernehmen. Sie sehen oft vor lauter Risiken die Chancen nicht, die ein möglicher Projekterfolg bietet. In eher chancen- oder lösungsorientierten Unternehmenskulturen ist es zumindest leichter.
Behauptung: In Deutschland sind Unternehmen mit eher problemorientierter Unternehmenskultur eher die Regel.
Die Unfähigkeit vieler externer Dienstleister zum Ownership ist aber auch eine Sache die mich besonders in interdisziplinären Projekten mit unterschiedlichen Projektbeteiligten immer wieder Überrascht. Ein Dienstleister, der leitend/strategisch in ein neues Projekt einsteigt oder ein notleidendes Projekt übernimmt, sollte sich eigentlich immer der Chancen und Risiken bewusst sein, bevor er ein Angebot abgibt. In diesem Falle sollte er auch in der Lage sein, für den Kunden und sein Projekt Ownership zu übernehmen.
Wenn aber niemand die Eigentümerschaft für ein Projekt übernehmen möchte, ist es eigentlich Kopflos und von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Ein Projekt ist wie ein Hausbau. Der Eigentümer kümmert sich um die gute und realistische Planung, die Effizient und Qualität in der Herstellung und den erfolgreichen und reibungslosen Bezug. Dabei wird er im besten Falle von einem Expertenteam und einem erfahrenen Architekten unterstützt. Er hat ein unbedingtes Interesse daran, das sein Haus zur rechten Zeit innerhalb des geplanten Budgets fertiggestellt wird und das es lange seinen Wert behält.
Ich kann mir keinen Hausbau ohne einen Eigentümer vorstellen, es kann allerdings sein, das vertretungsweise ein Bauträger als externer Dienstleister diese Rolle übernimmt. Dennoch hat er dieselben Interessen, wenn er weiter Bauvorhaben durchführen möchte.
Wie würde das Haus wohl ohne diesen Eigentümer aussehen? Würde es überhaupt fertig? Könnte ein Termin gehalten, geschweige denn geplant werden? Wen kann ich im Falle des Scheiterns verantwortlich machen? Wer übernimmt die Verantwortung für Terminverschiebungen oder Änderungen an der Bauplanung?
Natürlich sind Projekten immer Risiken und immer Chancen immanent. Gibt es einen Grund, Eigentümerschaft zu verweigern, wenn die Chancen überwiegen? Wenn die Chancen und Risiken gleichwertig sind? Kann es sogar Gründe geben, ein Projekt zu übernehmen dessen Risiken höher als die Chancen sind? Ich glaube, das wir ein bisschen mehr Mut zu Ownership haben sollten, auch wenn wir scheitern können. Und wenn wir scheitern, kann auch das ein wichtiger Gewinn sein.
Über Kommentare würde ich mich sehr freuen.
Einfach mal so in den Raum gesprochen...