Dienstag, 27. März 2012

Der Termin....Ownership

Betrachten wir doch mal einen der sogenannten weichen Faktoren, die ganz entscheidend für die Entstehung und den Umgang mit dem Termin sein können. Ownership!

Was bedeutet Ownership eigentlich? Eine sehr schöne Definition findet man auf der Webpräsenz des BMZ:

Der englische Begriff Ownership bedeutet wörtlich übersetzt "Eigen­tümer­schaft". Er wird in der ent­wick­lungs­poli­tischen Dis­kus­sion verwendet, um die Identi­fi­kation der Men­schen mit einem sie be­tref­fen­den Vor­haben zu um­schreiben. Ownership ist auch die Eigen­ver­ant­wor­tung, die Ziel­grup­pen und Partner­orga­ni­sa­tionen bei der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­arbeit über­nehmen. Sie gilt als wich­tige Vor­bedingung für die Effizienz, die Nachhaltigkeit und den Erfolg von Maßnahmen.

Ownership bedeutet also die Verantwortung für ein Projekt zu übernehmen. Als (Mit-)Eigentümer eines Projektes habe ich ein besonderes Interesse daran, das "mein" Projekt erfolgreich und "in Time & Budget" abgeschlossen wird. Eigentümer können sowohl interne Mitarbeiter als auch Mitarbeiter eines externen Dienstleisters sein, ganz egal, ob sie zu den Fachanwendern oder den IT-Experten gehören.Ein Eigentümer ist keineswegs exklusiv allerdings wird es immer den einen "Eigentümer" geben, der die Verantwortung für die neudeutsch genannte "Delivery" übernehmen. Das muss nicht immer zwingend der Projektleiter sein, es kann sogar kontraproduktiv sein.

Eigentümerschaft übernehmen heißt, alle Risiken und Chancen verantwortlich zu übernehmen. Das bedeutet auch, dass man vor der Übernahme derselben sich alle Chancen und Risiken noch einmal bewusst machen sollte.

Ein schlecht geplantes oder gar notleidendes Projekt möchte sicherlich niemand gerne übernehmen.

Leider beobachtet man immer häufiger auch bei vielen eigentlich sehr aussichtsreichen Projekten in Unternehmen mit einer eher problemorientierten Unternehmenskultur, dass insbesondere die Führungskräfte große Probleme haben, die Eigentümerschaft für ein Projekt zu übernehmen. Sie sehen oft vor lauter Risiken die Chancen nicht, die ein möglicher Projekterfolg bietet. In eher chancen- oder lösungsorientierten Unternehmenskulturen ist es zumindest leichter.

Behauptung: In Deutschland sind Unternehmen mit eher problemorientierter Unternehmenskultur eher die Regel.

Die Unfähigkeit vieler externer Dienstleister zum Ownership ist aber auch eine Sache die mich besonders in interdisziplinären Projekten mit unterschiedlichen Projektbeteiligten immer wieder Überrascht. Ein Dienstleister, der leitend/strategisch in ein neues Projekt einsteigt oder ein notleidendes Projekt übernimmt, sollte sich eigentlich immer der Chancen und Risiken bewusst sein, bevor er ein Angebot abgibt. In diesem Falle sollte er auch in der Lage sein, für den Kunden und sein Projekt Ownership zu übernehmen. 

Wenn aber niemand die Eigentümerschaft für ein Projekt übernehmen möchte, ist es eigentlich Kopflos und von vornherein zum Scheitern verurteilt. 

Ein Projekt ist wie ein Hausbau. Der Eigentümer kümmert sich um die gute und realistische Planung, die Effizient und Qualität in der Herstellung und den erfolgreichen und reibungslosen Bezug. Dabei wird er im besten Falle von einem Expertenteam und einem erfahrenen Architekten unterstützt. Er hat ein unbedingtes Interesse daran, das sein Haus zur rechten Zeit innerhalb des geplanten Budgets fertiggestellt wird und das es lange seinen Wert behält.

Ich kann mir keinen Hausbau ohne einen Eigentümer vorstellen, es kann allerdings sein, das vertretungsweise ein Bauträger als externer Dienstleister diese Rolle übernimmt. Dennoch hat er dieselben Interessen, wenn er weiter Bauvorhaben durchführen möchte.

Wie würde das Haus wohl ohne diesen Eigentümer aussehen? Würde es überhaupt fertig? Könnte ein Termin gehalten, geschweige denn geplant werden? Wen kann ich im Falle des Scheiterns verantwortlich machen? Wer übernimmt die Verantwortung für Terminverschiebungen oder Änderungen an der Bauplanung?

Natürlich sind Projekten immer Risiken und immer Chancen immanent. Gibt es einen Grund, Eigentümerschaft zu verweigern, wenn die Chancen überwiegen? Wenn die Chancen und Risiken gleichwertig sind? Kann es sogar Gründe geben, ein Projekt zu übernehmen dessen Risiken höher als die Chancen sind? Ich glaube, das wir ein bisschen mehr Mut zu Ownership haben sollten, auch wenn wir scheitern können. Und wenn wir scheitern, kann auch das ein wichtiger Gewinn sein.

Über Kommentare würde ich mich sehr freuen.

Einfach mal so in den Raum gesprochen...

1 Kommentar:

  1. Gute Darstellung einer Situation die sicherlich jeder kennt und wenn nicht noch kennen lernen wird.
    Mir fallen dazu 3 Dingen ein:
    1. Zum verantwortlichen Übernehmen oder delirieren von „Risiken und Chancen“ gehört, aus meiner Sicht, unausweichlich auch das delirieren der Entscheidungsbefugnisse. Nur Verantwortung / Aufgaben zu delirieren, die Entscheidungsgewalt aber wo anders zu belassen wird gerade in problembehafteten Projekten schnell zu Ernüchterung führen.
    Stellt sich natürlich die Frage was daran hindern könnte die Entscheidungsbefugnis mit zu delirieren. Ich denke, dass die Ursache die gleiche ist wie die für den zweiten Punkt den hier im Sinne habe.
    2. Problembehaftete Unternehmensstrukturen sind in aller Regel ein Zeichen dafür, dass Angst, Missgunst und mangelnde Transparenz den Arbeitsalltag bestimmen. Die mangelnde Bereitschaft Verantwortung oder wie hier beschrieben „Ownership“ zu unternehmen liegt fast immer tiefer als nur im konkreten Projekt.
    3. Aber wie löst man das nun?! Hier bin ich wieder bei meiner Einschätzung dass es Personen gibt die dafür prädestiniert sind – den „Commander in Chief“. Gibt es ihn nicht im eigenen Unternehmen muss man ihn sich einkaufen. Ein schönes und amüsantes Beispiel ist Mr. Wolf. Kennen Sie Mr. Wolf? Mr.Wolf löst Probleme:

    Winston 'The Wolf' Wolfe
    from Pulp Fiction (1994)

    The Wolf: I'm Winston Wolfe. I solve problems.
    Jimmie: Good, we got one.
    The Wolf: So I heard. May I come in?
    Jimmie: Uh, yeah, please do.
    ...
    The Wolf: ....Which, if you do what I say when I say it, should be plenty.

    Oder auch hier nochmal als Video:
    http://www.youtube.com/watch?v=wWmRTjLRMfU

    Frage: Warum ist Mr. Wolf erfolgreich?!
    Antwort: Weil er die Verantwortung übernimmt, Sachverstand hat und auch die Entscheidungsgewalt bei ihm liegt!

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